Sympathische Politikerin freut sich über eigenes Volk

Veröffentlicht am 11.06.2023 in Allgemein

SPD-Generalsekretärin MdL Ruth Müller besucht Erbendorf  

BIld v.l.n.r. Klaus Schmidt - Bezirksrätin Brigitte Scharf - Karolina Forster (Listenkandidatin Bezirk in 307) - MdL Ruth Müller - Karl Georg Haubelt (Direktkandidat Landtag in 307) - Martin Gallersdörfer (Listenkandidat Landtag)

Erbendorf / Tirschenreuth. (exb) Auf Einladung von Landtagskandidat Karl Georg Haubelt ist es den Genossinnen und Genossen im Stimmkreis 307 TIR gelungen, die Generalsekretärin der Bayern-SPD nach Erbendorf für ein „imkereipolitisches Fachgespräch“ zu holen.

Müller ist Mitglied im Landwirtschaftsausschuss. In ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch die Imkerei. Für diesen Fachbereich ist sie Berichterstatterin für die SPD-Landtagsfraktion.

 

Die Begrüßung im Gasthaus „Hetsche“ übernahm Kreisvorsitzender Uli Roth, der im voll besetzten Gastzimmer zahlreiche Genossinnen und Genossen aus den umliegenden Ortsvereinen begrüßen konnte, darunter Bürgermeister Peter König aus Neusorg, Bezirksrätin Brigitte Scharf und die Ortsvereinsvorsitzende Petra Thomas als Lokalmatadorinnen. Ein besonderer Gruß galt der Spitzenkandidatin auf der oberpfälzer SPD-Liste, Nicole Bäumler aus dem Nachbarkreisverband NEW.

Roth zeigte sich erfreut, dass Klaus Schmidt, der Vorsitzende des örtlichen Imkervereins in Begleitung einiger Jungzüchter zum Austausch im Gespräch gekommen sei.

 

Klaus Schmidt überzeugte mit einem kenntnisreichen Impulsvortrag zur Geschichte des Imkervereins Erbendorf und der alltäglichen Arbeit eines Imkers. Er, so Schmidt, sei inzwischen 13 Jahre als Vorsitzender aktiv. Übernommen habe er den 1865 gegründeten Traditionsverein damals mit 40 Mitgliedern, davon eine Frau. Inzwischen sei der Verein auf 100 Mitglieder angewachsen, darunter 22 Frauen. 72 aktive Bienen-züchter betreuen seines Wissens nach 427 Völker rund um Erbendorf.

Nicht alle der 13 Imkervereine im Landkreis stünden so gut da, wie die Erbendorfer. Der gute Zuspruch rühre her von einer umtriebigen Vereinspolitik, die viel Wert auf Ausbildung von Jungzüchtern lege, so Schmidt. Der Verein verfüge über einen eigenen Lehrstand, an dem Praktiker in regelmäßigen Monatsversammlungen wertvolle Tipps an neue Züchter weitergeben. Zudem habe man sich wertvolle Leihgeräte wie eine Honigschleuder angeschafft.

Neben zahlreichen positiven Nachrichten berichtete Schmidt aber auch davon, dass es immer schwieriger werde, Leute für eine Mitarbeit in der Vorstandschaft zu gewinnen.

Kritische Worte brachte der Vorsitzende an, als er einen Überblick zu den „Bienenprodukten“ gab. Natürlich stehe hier der Honig an erster Stelle. Nach Rind und Schwein stehe die Honigbiene auf „Platz 3 der Nutztiere“, wusste der emsige Chefzüchter zu berichten. Bienen seinen allein in Deutschland für eine jährliche Bestäubungsleistung im Wert von 80 Milliarden Euro pro Blühjahr verantwortlich. Hier adressierte Schmidt an den politischen Gast aus dem bayerischen Landtag die Forderung nach einer Bestäubungsprämie. Er nannte konkret 50 Euro pro Volk, die ein Imker seiner Meinung nach erhalten solle, wenn er seine Völker zum Bespiel in der Nähe von Rapsfeldern aufstelle.

Ein Problem sehe er, wenn durch den Einsatz von chemischen Insektiziden und Herbiziden Tiere sterben und so eine Honigernte im erhofften Maß ausfalle. Hier forderte Schmidt mehr öffentliche Wahrnehmung für dieses Problem und einen Ausgleich entsprechender Verluste durch Subventionen, wie es in anderen landwirtschaftlichen Bereichen üblich sei. Außerdem kritisierte er, dass viele dieser bienengefährlichen Chemikalien aus seiner Sicht unverständlicherweise immer wieder EU-Sonderzulassungen erhalten.

Für rege Diskussionen und teils auch Heiterkeit sorgten seine Auszählungen zu weniger bekannten Bienenprodukten wie Wachs, Bienengift zum therapeutischen Einsatz bei Rheuma und Allergien oder der Zusatz von sogenanntem Gelee Royal in verschiedenen Kosmetikprodukten.

Schmidt wusste zu berichten, dass auch bei Imkern der Klimawandel in mancher Hinsicht bemerkbar sei: einerseits haben sich Blühzeitfenster verschoben. Kamen früher Saalweide, Obstblüte und Rapsblüte nacheinander, so blühen diese drei Futterpflanzen der Bienen durch Klimakapriolen jetzt oft gleichzeitig. Dafür gebe es dann aber ab Ende Juni fast keine Blühpflanzen mehr. Hier kritisierte Schmidt die „grünen Mais-Wüsten“. Imker müssen so immer früher „zufüttern“, so Schmidt.

Durch den Klimawandel würden zudem immer mehr eingeschleppte Tierarten zur Gefahr für heimische Honigbienen. Schmidt berichtete von der asiatischen Hornisse, dem kleinen Beutenkäfer und der amerikanischen Faulbrut.

Zum Ende seiner Ausführung brachte er in Erinnerung, dass auch Imker von der Inflation und indirekt von deutlich gestiegenen Energie- und Beschaffungskosten betroffen seien. Imkerzubehör und Bienenfutter sind um bis zu 100 Prozent teurer geworden. Dem gegenüber könne ein Imker seinen Honig aber nur unwesentlich teurer verkaufen. Bei derzeit ca. 5,50 Euro bis 6 Euro pro Imkerglas sei viel Liebhaberei dabei. Zur vollständigen Kostendeckung müsste ein Imker eigentlich 10 bis 12 Euro verlangen.

 

Aus dem Publikum kamen Fragen zum Thema „Industriehonig“ oder zur Sinnhaftigkeit von fertig zu erwerbenden Insektenhotels, die Schmidt geduldig und kenntnisreich beantwortete.

 

In ihrer Erwiderung zeigte sich Ruth Müller in ihren Ausführungen nach einer kurzen persönlichen Vorstellung beeindruckt von der Geschichte und dem Erfolg des Imkervereins Erbendorf.

Das Thema Imkerei liege ihr sehr am Herzen. Mit allerhand Parallelen knüpfte sie an den Vortrag von Klaus Schmidt an: so ist der Imkerverein Ebendorf nur unwesentlich jünger als die Bundes-SPD, die im Mai ihr 160-jähriges Jubiläum feiern konnte. Und der Frauenanteil im Imkerverein Erbendorf ist mit aktuell 22 Prozent nur unwesentlich niedriger als im bayerischen Landtag, hier betrage die Frauenquote 28 Prozent. Sie sei sich aber sicher, dass es den Erbendorfern schneller gelingen werde, daran etwas zu verändern.

 

In ihrem Redebeitrag schlug sie den Bogen von den „Sünden der Vergangenheit“ mit Flurbereinigung und dem „Ausräumen“ der Feldflur bis zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 bis zu den heutigen Renaturierungsbestrebungen. Blühstreifen, blühende Feldgehölze und spätere Mahd von Wegrändern durch kommunale Bauhöfe könnten kleine Impulse sein. „Ein Blühstreifen rettet nicht Welt“, so Müller, er „erfreut aber die Bienen und das menschliche Auge“.

Seit Antritt ihres Landtagsmandats vor fast 10 Jahren kümmere sie sich aktiv um die Imkerei. Einmal im Jahr gibt es ein „Imker-Gespräch“ in Starnberg. Hier stelle sie eine gestiegene Dialogbereitschaft zwischen Landwirten und Imkern fest.

Auf ihr Betreiben hin wurden auf dem Gelände des bayerischen Landtags Bienenkästen aufgestellt. Lachend kommentierte die sympathische Politikerin: „Ich finde es schön, wenn eine Politikerin ein eigenes Volk hat.“

 

Dazu verteilte Ruth Müller einen Flyer mit dem Titel „Bienen – liebenswert und unersetzlich“, der von der SPD-Fraktion herausgegeben wird und einen Blühkalender enthält. Außerdem bot die Landtagsabgeordnete an, dem Imkerverein den regelmäßigen Newsletter zukommen zu lassen, in dem neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Fachanstalt in Veitshöchheim nachzulesen sind.

Auf Schmidts Forderung nach einer Bestäubungsprämie wusste sie aus anderen Gesprächen, dass viele Imkerverbände hier eine überbordende Bürokratie scheuen. Sie sehe einen anderen Ansatz beim Ausbau von Forschung und Fortbildung, so Müller. An ihrer detailreichen Erwiderung konnte man ablesen, dass Müller als Fachpolitikerin hier tief in der Materie steckt.

 

Zum Ende dankte sie Landtagskandidat Karl Georg Haubelt aus Wiesau für die Einladung. Beide kennen sich über ihre kirchenpolitische Tätigkeit in der evangelischen Landessynode. Daher schloss sie ihre Ausführungen persönlich an Haubelt gewandt mit einem Zitat aus dem evangelischen Gesangbuch. Hier wird in dem Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ von Paul Gerhardt von den Bienen gesprochen und gesungen.

 

Landtagskandidat Karl Georg Haubelt zeigte sich beeindruckt von den beiden Fachreferenten und sprach allen Anwesenden aus dem Herzen, dass es sehr interessante Vorträge waren, die einen anderen politischen Blick auf das Thema Imkerei werfen. Er sei über seinen Vater, der selbst Imker war, seit früher Kindheit an dem Thema interessiert.

 

Zu Schluss ergriff Bezirksrätin Brigitte Scharf das Wort und forderte die im Landwirtschaftsausschuss tätige Ruth Müller auf sich für die örtliche Teichwirtschaft stark zu machen.

Der Bezirk, so Scharf, hat in Wöllershof einen teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb. Der Landkreis Tirschenreuth versteht sich als „Land der 1000 Teiche“.  Große Probleme bereitet den heimischen Fischzüchtern die immer größer werdende Otterpopulation. Scharf appellierte an ihre Genossin, für die heimische Teichwirtschaft nach praktikablen Problemlösungen zu suchen.

 

Das imkereipolitische Fachgespräch endete mit einer deftigen Leberkäsbrotzeit.

 
 

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